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Abschied: Sausers letzte Runden in der Schweiz

04.06.2015 09:20

Ein ganz Großer des Mountainbike-Sports sagt beim BMC Racing Cup in Gränichen „Ciao“. Der Sigriswiler Christoph Sauser bestreitet am Sonntag sein letztes Schweizer Rennen als Profi und sein letztes Cross-Country-Rennen. Viel Aufsehen will er aber nicht darum machen.

Am 27. Juni wird endgültig Schluss sein. Die Marathon-WM im Val Gardena (It) soll sein letztes Rennen als professioneller Mountainbiker werden, aber spazieren fahren und ins Publikum winken, das wird es nicht geben. Das Ziel ist der Titel, es wäre der vierte auf der Langdistanz, der fünfte insgesamt.

Daher sieht Christoph Sauser den BMC Racing Cup in Gränichen auch als „Training für die WM“, nachdem er vor kurzem noch die Enduro-Konkurrenz Transvesubienne in Frankreich bestritten hat und hinter dem Spezialisten Alexis Chevenier (Fr) Zweiter wurde. „Das war über sechs Stunden Rennen, da passt jetzt ein kürzeres wie Gränichen in die Vorbereitung. Und ich fahre nach wie vor gerne Cross-Country-Rennen“, erklärt der 39-Jährige Specialized-Pilot, der 2012 seine Weltcup-Karriere in dieser Disziplin (nach 20 WM-Teilnahmen ohne Unterbruch) beendet hat.

Also: Training, Vorbereitung auf die WM. Keine Abschiedsgefühle? „Ach, irgendwie ist doch jedes Rennen ein letztes. Das wirklich Letzte ist die Marathon-WM“, sagt Christoph Sauser. So kennt man ihn, die gesamte Karriere lang. Kein großes Aufsehen um die eigene Person, zurückhaltend und bescheiden seiner Leidenschaft nachgehend, nüchtern, analytisch. Starkult ist im fremd, Medienpräsenz nimmt er halt so mit. Auf der anderen Seite ist er immer sehr fokussiert und ehrgeizig in seinem Sport, um jedes Gramm Gewicht am Bike tüftelnd, die Ernährung austarierend, sein Training hoch konzentriert angehend.  

1991 hat er sich beim Marathon Grand Raid an den Start gestellt. Mit einer geschwindelten Altersangabe, denn mit 15 hätte er da noch gar nicht mitmachen dürfen. 1993 löst er seine erste Lizenz, feiert rasch Erfolge, auch im Downhill, wo er 1994 Schweizer Junioren-Meister wird.

1999 feiert er in Big Bear (USA) seinen ersten Weltcup-Sieg, bis 2008 folgen zwölf weitere und zwei Weltcup-Gesamtsiege, 2000 steht er in Sidney als Bronze-Medaillengewinner auf dem olympischen Podest. 2008 gelingt ihm als Weltmeister im Cross-Country auch sein vielleicht größter Triumph. Ein paar Jahre ist er als großer Gegenspieler von Julien Absalon (Fr) eine bestimmende Figur und löst Thomas Frischknecht als herausragender Schweizer Cross-Country-Biker ab.

Als die Rennen kürzer werden und explosivere Antritte gefordert sind, da werden seine Chancen geringer. Er, der sich selbst immer als „Diesel-Motor“ bezeichnet hat, feiert mehr und mehr Erfolge auf der Marathon-Distanz und ab 2013 verlagert er sich ganz in diese andere Welt. Im März hat er mit Olympiasieger Jaroslav Kulhavy (Cz) zum fünften Mal die renommierte Etappenfahrt Cape Epic in Südafrika gewonnen.

Am Sonntag sagt ein jederzeit authentischer und fairer Athlet „Ciao“ zum Schweizer Publikum, dreht seine letzten Runden in Cross-Country einem Cross-Country-Rennen. In einem Rennen gegen den langjährigen Rivalen Julien Absalon. Und in der Schweizer Serie, die für Christoph Sauser das Sprungbrett zur internationalen Karriere wurde.  

Vielleicht befällt ihn dann nach 24 Jahren Rennsport doch noch ein Gefühl von Wehmut, wenn er die Ziellinie passiert.

 

Christoph Sauser

Geb. 13.04.1976

Wohnort: Sigriswil (BE)

Wichtigste Erfolge:

Cross-Country: Weltmeister 2008, WM-Zweiter 2005, 2006, WM-Dritter 2001, Olympia-Bronze 2000

13 Weltcup-Siege, Weltcup-Gesamtsieger 2004, 2005.

Marathon: Weltmeister 2007, 2011, 2013, WM-Zweiter 2008, WM-Dritter 2009, 2014, Europameister 2007, 2014