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Damen: Überraschungs-Siegerin profitiert von Pech bei Esther Süss --- Herren: Ralph Näf macht sich sein Abschiedsgeschenk selbst

16.08.2015 18:41

Beim Finale des BMC Racing Cup in Muttenz bei Basel hat sich Ralph Näf selbst einen angemessenen Abschied aus der Schweizer Renn-Serie beschert. Näf gewann das Finale im Reitstadion Schänzli vor Lokalmatador Nicola Rohrbach und vor Lars Forster und damit auch erstmals die Gesamtwertung. Bei den Damen siegte unerwartet die Deutsche Nadine Rieder vor Pechvogel Esther Süss. Als Gesamtsiegerin stand schon vorher Jolanda Neff fest, die aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hatte.

In der zweiten Runde bildete sich bei den Herren eine vierköpfige Spitzengruppe, Nicola Rohrbach hing an fünfter Stelle zehn Sekunden dahinter, doch Mitfavorit Lukas Flückiger war nicht dabei. „Es ging heute von Anfang an nicht“, bekannte Flückiger, der schließlich Vierter wurde.

Während Matthias Stirnemann (Möbel Märki) aus Gränichen und der Mastrilser Martin Gujan (Novux-OMX) im Matsch Probleme mit ihrer Schaltung bekamen und aus der Spitzengruppe zurückfielen, schaffte Nicola Rohrbach (Goldwurstpower.ch-Felt) in der vierten Runde den Anschluss an Lars Forster (Wheeler-iXS) und Ralph Näf (BMC Racing).

Näf hielt sich zugunsten von Lukas Flückiger zurück. „Ich habe gehofft, dass Lukas noch mal kommt“, erklärte Näf. Doch als das in der fünften von sechs Runden (á 6km) noch immer nicht der Fall war, griff Näf an der einzigen Steigung im Kurs an. „Ich habe nicht mehr nach hinten geschaut, auch später nicht. In solchen Momenten gibt es keinen Blick zurück“, so Näf.

Kein Blick zurück, dieses Bild passt zum Abschied von Ralph Näf, der in Muttenz sein letztes Cross-Country-Rennen auf Schweizer Boden bestritt. Und er gestaltete ihn erfolgreich, dass es noch das Matsch-Rennen war, das er sich noch gewünscht hatte, vollendete das Geschehen im Reitstadion Schänzli zu einem perfekten Drehbuch.

Sichtlich bewegt kommentierte Ralph Näf seinen dritten Schänzli-Sieg in Folge und den Gesamtsieg. „Ich habe meinen Rücktritt nicht bereut. Ich freue mich aber, dass ich zum Schluss immer noch vorne dabei sein kann und wenn es ein Sieg wird, ist das umso schöner.“

Nicola Rohrbach kam 28 Sekunden später ins Ziel und kurzfristig leicht enttäuscht, dass es für ihn nicht zum Heimsieg gereicht hat. „Ich habe am Anfang im Getümmel vor dem Singletrail den Zug verpasst und habe dann versucht sauber zu fahren. Ich wusste, dass man die Schaltung mit viel Wasser spülen muss und ich habe auf die richtigen Reifen gesetzt“ so Rohrbach. „Schade, dass es nicht zum Sieg gereicht hat, ich bin hier mit Sieg-Absichten angetreten. Aber Platz zwei hier bei meinem wichtigsten Unterstützer, das ist auch nicht schlecht. Ich denke, ich bin ein gutes Rennen gefahren.“

Bei Goldwurstpower freute man sich über das tolle Rennen, das der Langenbrucker Rohrbach seinem Heimpublikum geboten hatte.

Lars Forster hatte zweimal Probleme mit seinem Klickpedal und deshalb auch den Anschluss verloren. Beinahe konnte er in der Schlussrunde noch mal zu Rohrbach aufschließen, doch es reichte nicht mehr ganz.

„Platz drei und die Leistung sind schon okay. Im Blick auf die Heimreise von Übersee war ich mit meiner Verfassung ziemlich zufrieden“, kommentierte Forster, der zwei Sekunden hinter Rohrbach das Ziel erreichte.

Näf holte sich zum Abschluss seiner Karriere zum ersten Mal den Gesamtsieg vor seinem BMC-Teamkollegen Lukas Flückiger und Julien Absalon (Fra).  

 

Damen: Überraschungs-Sieg für Nadine Rieder – Esther Süss im Pech

Bei den Damen kam die Deutsche Nadine Rieder (AMG-Rotwild) als Erste aus der ersten Runde, vor Kathrin Stirnemann, die später aufgeben musste und Katrin Leumann. Da Rieder nach 42,9 Kilometern auch das Ziel als Siegerin erreichte, das legt einen Start-Ziel-Sieg der Allgäuerin nahe.

Dazwischen lag jedoch ein spannendes Rennen, das erst in der letzten von sechs Runden entschieden wurde. Esther Süss (Wheeler-iXS) benötigte, wie gewohnt, Zeit um ihren Diesel auf Touren zu bringen, doch dann zündete der Turbo und Süss schluckte den Rückstand auf Rieder in großen Zügen.

Doch in Runde vier, als sie gerade die führende Position erreicht hatte, musste sie einen Boxenstopp einlegen. „Meine Schaltung war in dem Matsch heute überfordert und ich musste sie wieder in Gang bringen“, erzählte Süss. Sie verlor eine Minute, doch mit einer fulminanten fünften Runde konnte sie erneut zu Rieder und der zweiten Deutschen Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) aufschließen.

Kaum an deren Hinterrad dran, benötigte die Schaltung erneut eine Reinigung. „Ich musste heute viel Kraft und Motivation aufbringen. Eigentlich bin ich ein gutes Rennen gefahren, ich kann mir nichts vorwerfen. Ich war ein bisschen bang, weil ich erst heute morgen aus dem Engadin aus dem Trainingslager angereist bin, aber die Form ist gut“, so Esther und es huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.

Während Brandau und Rieder gemeinsam in die letzte Runde gingen, jagte Süss hinterher und sie schaffte es sogar noch 300 Meter vor dem Ziel Brandau einzuholen und sie auf der Zielgerade im Sprint zu bezwingen, 18 Sekunden hinter Nadine Rieder (1:41:58).

Die konnte ihr Glück gar nicht fassen. „Damit hätte ich nie gerechnet“, so Rieder, die ihr erstes internationales Cross-Country-Rennen überhaupt gewinnen konnte. „Aber ich habe schon am ersten Berg gemerkt, dass ich stark bin und hatte auch die ganze Zeit keine Probleme. Ich wusste, dass mir die Strecke liegt, aber an einen Sieg habe ich nicht gedacht.“

Sie hatte Brandau abgehängt, nachdem die nach einer Laufpassage beim Aufsteigen einen Fehler gemacht hatte.

Elisabeth Brandau wollte sich gar nicht ärgern, dass ihr der zweite Platz noch entrissen wurde. „Ich hätte nicht gedacht, hier aufs Podium zu fahren, nachdem ich gestern noch in Montgenevre gefahren bin. Aber da hatte ich auch schon gutes Matsch-Training“, meinte Brandau lachend.

Lokalmatadorin Katrin Leumann (Ghost Factory Racing) fuhr das Rennen mit 2:17 Minuten Rückstand auf Rang vier zu Ende und verwies die Polin Aleksandra Dawidowicz weitere 1:35 Minuten Abstand auf Rang drei.

Die Gesamtwertung war schon vor dem Finale für Jolanda Neff (Stöckli Pro Team) entschieden. Sie hatte auf ärztliche Empfehlung kurzfristig ihren Start absagen müssen. Esther Süss schob sich noch auf den zweiten Gesamtrang.

 

Junioren: Europameisterin schlägt Weltmeisterin

Bei den Junioren landete Casey South seinen Premieren-Sieg. Der in Australien geborene Matzinger siegte in Abwesenheit einiger Nationalfahrer klar mit 2:38 Minuten Vorsprung auf Roman Lauener und Nico Niemann, der sich hinter dem Schweizer Meister Vital Albin noch auf Rang zwei der Gesamtwertung schieben konnte.

Bei den Juniorinnen entschied Sina Frei (jb Felt) das Duell gegen Nicole Koller erneut für sich. Die Europameisterin konnte sich in der letzten matschigen Abfahrt absetzen und mit ihrem Sieg auch die Gesamtwertung punktgleich mit Koller aber wegen des besseren Final-Ergebnisses für sich entscheiden. 

Bei den Amateuren landete Jürg Graf seinen vierten Saisonsieg und holte sich damit souverän den Gesamtsieg.

Neues Konzept 2016

Mit dem Finale in Basel ging die Saison des BMC Racing Cup 2015 und damit auch die Ära des Sponsorings von BMC zu Ende. „Wir bedanken uns bei BMC für die vier Jahre tolle Partnerschaft. Auch die Saison 2015 haben wir erfolgreich zu Ende gebracht. Jetzt blicken wir zuversichtlich in die Zukunft. 2016 werden wir mit einem neuen Konzept wieder auftauchen“, sagte Serien-Gesamt-Koordinator Andi Seeli.